Kreatives Schaffen während des Studiums: Hau ab, du scheiß Perfektionist

Ich weiß noch ganz genau, als ich vor 3 Jahren nach Leipzig zog. Ich war 22 Jahre alt und ich schwor mir, dass ich die kulturelle Fülle der Stadt ausnutzen wollte. Offene Bühnen, Straßenmusik und das www. Das alles wollte ich nutzen. Was ist in der Zeit passiert und wo bin ich heute?
Ich war dreimal auf einer offenen Bühne, einmal beim Songslam, hatte 3 lange Auftritte und war ein paar mal in der Stadt. Nichts ist das nicht. Ob es etwas ist, weiß ich aber auch nicht. Ich habe eine Facebook-Seite, Youtube, Twitter und diesen Blog. Das alles aber kann ich während des Studiums kaum managen. Man hört immer wieder, dass die meisten Künstler an der Selbstvermarktung scheitern. So ist es bei mir wahrscheinlich momentan auch. Es ist für eine Person kaum machbar so viele Kanäle auf einmal zu bedienen.

Zur Zeit habe ich deshalb ein sehr großes Frustgefühl. Mein B.Sc.-Studium ist nun fast vorüber, aber so richtig freuen mag ich mich nicht. Drei große Fragen kreisen mir zur Zeit immer wieder durch den Kopf. Eine davon ist mein Künstlerdasein. Es hat in den letzten Monaten sehr gelitten. Ich möchte nicht mehr, dass es so weiter geht. Mit 10 habe ich meine ersten Texte geschrieben. Schon im Jugendalter die ersten Songs. Mein musikalisches Repertoire ist sehr groß. Und ich meine immernoch, dass ich das gerne teilen möchte. Doch so wie jeder Künstler auch, bin ich geplagt von kreativen Löchern. Hauptsächlich liegt das bei mir am Alltagstrott. Und ich weiß nicht, wie das andere machen, an einer Stelle muss man neben Vollzeitstudium, Nebenjob, Hobbies und Freunden Abstriche machen. Ich habe die letzten Monate viel über meine Beweggründe nachgedacht. Warum will ich anderen meine Musik zeigen? Warum habe ich diesen Blog?

Ich glaube im ersten Moment geht es mir darum, eine Option zu bieten. Nämlich die Option, meine Musik hören zu können, meine Gedichte lesen zu können und meine Zeichnungen betrachten zu können. Im nächsten Moment kommt mein Perfektionist raus und sagt: “Du hast gefühlt 50 Lieder und hockst hier rum. Jetzt ist wieder nichts passiert.” Der Mensch in mir antwortet dann: “Ich habe nicht die Energie und Zeit. Andere sind besser.” Ich höre auch immer wieder, dass viele Künstler an sich selbst zweifeln. So geht es mir auch manchmal. Ich bin jetzt 25 und genau, wie andere wohl auch in meinem Alter, regelmäßig von inneren Umbrüchen geplagt. Es gab schon Punkte in der Vergangenheit, da war ich sehr selbstsicher mit meiner Musik. Momentan bin ich es nicht. Es ändert sich ständig. Manch einer würde Musik machen als Hobby bezeichnen. So ist es aber nicht für mich. Es ist Teil meiner Identität. Es gibt Zeiten, in denen sprudeln die Texte und Melodien aus mir raus. Und dann wieder Ebbe. Aber es hört nicht auf. Ich denke jeden Tag nach. Und immer wieder kommen Erkenntnisse und Gedanken hinzu. Dann kommen Gefühle. Und aus den neuen Gefühlen kommen Texte usw.

Es ist mir derzeit fast unangenehm jemandem meinen Youtube- Kanal zu zeigen. Warum eigentlich? Weil ich ein verdammter Perfektionist bin. Und weil das, was auf meinem Kanal ist, nicht perfekt ist. Weil dieser Blog, alles andere als Inhalt hat. Usw. Ich will nicht mehr an mir Zweifeln. Ich habe sicherlich schon Dinge erreicht. Oft frage ich mich, was andere denken. Egal wie viele 1000 Leute nach einem Auftritt zu mir kommen und meine Musik mögen. Ich höre nicht auf, mich das zu fragen. Es ist ein Problem und damit muss jetzt Schluss sein. Ich suche gerade die Balance, sodass ich alles unter einen Hut bekomme. Fest steht, dass der Perfektionist mich am meisten hemmt. Und von nichts kommt nichts. Darum sage ich, dass er abhauen soll. Und ich mache jetzt mein Ding.

The Walk

A drawing called The Walk

 

The Walk ist eine sehr verträumte Zeichnung. Ich erinnere mich sehr gut an die Gefühle und die Zeit, als ich das zeichnete. Es ist ein Bildnis meiner Selbst zu einer Zeit, in der viel passiert ist. Einerseits läuft die Frau auf flacher, unbedeutender und trister Ebene. Andererseits hat sie ein leichtes Schmunzeln im Gesicht.